Der Prozess rund zum Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe am Dresdner Landgericht.
Juwelenraub-Prozess: Geständnisse angekündigt
Nach der Rückgabe von Beutestücken im Prozess um den Juwelendiebstahl aus dem Historischen Grünen Gewölbe Dresden zeichnet sich am Landgericht eine Wende ab. Vier der sechs Angeklagten haben im Zuge von Sondierungsgesprächen Anfang Dezember 2022 Geständnisse angekündigt, wie der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel am Dienstag sagte.
Demzufolge kam die Rückführung der Schmuckstücke nur durch ein Deal mit der Staatsanwaltschaft zustande. Das heißt: Die Angeklagten haben verhandelt, ein geringeres Strafmaß zu bekommen, wenn sie die Beute zurückgeben. Außerdem müssen sie sich zu Planung, Vorbereitung und ihrer Beteiligung an den Taten erklären. Für die vier Beschuldigten ist der Strafrabatt zugesagt worden, so der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel. Die Initiative für den Deal ging vom ältesten Beschuldigten (29) aus.
Schmuckstücke wohl nie wieder vollständig
Zudem wurde klar, dass die gestohlenen Schmuckstücke wohl nie wieder in dem Umfang zurückgewonnen werden können, wie sie einmal waren. Zwar kamen 18 der insgesamt 21 Schmuckstücke zurück, doch sie sind teilweise unvollständig und beschädigt. So fehlen bei einzelnen Teilen mehrere Steine, außerdem gibt es mechanische Beschädigungen. Durch einen Reinigungsversuch verlor der Schmuck wohl deutlich an Wert. Außerdem gibt es Spuren, dass die Schmuckstücke schlecht und im Wasser gelagert worden sind.
Der in Aussicht stehende Strafrabatt wurde daraufhin nach oben korrigiert. Möglich sind nun bei einer Verständigung laut Ziegel eine Gesamtfreiheitsstrafe zwischen fünfeinhalb Jahren und sechseinhalb Jahren für die zur Tatzeit Erwachsenen sowie zwischen vier und viereinhalb Jahren für die damals Heranwachsenden, wenn Jugendstrafrecht zur Anwendung komme, sowie eine Haftverschonung nach Urteilsverkündung.
Ein Kriminalbeamter der Polizeidirektion Dresden berichtete, was Polizeitaucher aus mehreren Bundesländern dann am 25. Dezember im Berliner Schifffahrtskanal im Stadtteil Neukölln vergeblich suchten: die Klinge des Degens der Diamantgarnitur, von dem nur der Griff zurückgegeben worden war. Dessen diamantbesetzter Griff sei erheblich beschädigt, sagte Restauratorin Eve Begov von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).
Eine genaue Schadensschätzung sei erst im Laufe der Arbeiten möglich. Der Aufwand zur Restaurierung der Stücke wurde nach Angaben von Begov mit 126.800 Euro beziffert. In dieser Summe seien aber nicht die fehlenden Steine enthalten.

Der Bruststern des polnischen Weißen Adler- Ordens aus der Brillantgarnitur ist vollständig zurückgekehrt.

Polizeitaucher suchten in Berlin im Dezember nach der Klinge des Degens - vergeblich. Nur der Griff ist vorhanden.
Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe: Ein Überblick
Der Prozess gegen die sechs Tatverdächtigen läuft seit fast einem Jahr. Von fünf der jungen Männer wurde DNA an der Mauer vor dem Einstiegsfenster gefunden.
Der Einbruch in das berühmte sächsische Museum am Morgen des 25. November 2019 war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in Deutschland und machte auch international Schlagzeilen. Zwei Täter drangen über ein unbemerkt Tage zuvor präpariertes Fenster ins Residenzschloss ein, schlugen im Juwelenzimmer mit einer Axt Löcher in die Vitrine mit den prächtigsten Preziosen und rissen heraus, was sie zu fassen bekamen. Das Ganze dauerte nur wenige Minuten - als die Polizei ankam, waren die Diebe samt Beute verschwunden.
Laut Anklage wurden 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro aus der barocken Schatzkammer gestohlen. Die Beschuldigten sollen auch einen Stromkasten in der Altstadt sowie ein Fluchtauto in der Tiefgarage eines Wohnhauses angezündet haben, um Spuren zu verwischen - und so Sachschäden von über einer Million Euro hinterlassen haben. 31 Einzelteile, darunter auch mehrere vollständig erscheinende Stücke wie der Hutschmuck (Reiherstutz) und der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens aus der Brillantgarnitur, sind indes zurück in Dresden. Sie wurden kriminaltechnisch und danach von Fachleuten des Museums auf ihre Echtheit und Vollständigkeit hin untersucht.
Nachdem die Richter zum Ende der Beweisaufnahme deutlich gemacht hatten, dass bei einigen Angeklagten eine Verurteilung wegen schwerer Brandstiftung in Betracht komme, sei der Handlungsdruck bei der Verteidigung gewachsen, sagte der Jurist und Publizist Butz Peters, Prozessbeobachter im Verfahren. Da gehe es um erhebliche Freiheitsstrafen, auch für die, die zur Tatzeit noch nicht 21 Jahre alt waren und damit unter das Jugendstrafrecht fallen. (mit dpa)
Audio: Daniel Pavel vor Ort
Bilder des Prozesses in der Galerie







