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  • Katrin Scherwenk (vorn rechts) informiert die Anwohner über die heimlich erteilte Baugenehmigung für den 26-Hektar-Solarpark.
  • Auf diese Grünfläche zwischen A 4 und Ammernstraße soll der Mega-Windpark gebaut werden.

Stadtverwaltung genehmigt heimlich 26-Hektar-Solarpark

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In Glösa, am nördlichen Rand von Chemnitz, sorgt ein geplantes Photovoltaik-Projekt für Aufregung. Zwischen einer Eigenheimsiedlung an der Ammernstraße und der A4 soll auf 26 Hektar ein Solarpark gebaut werden. Die Anwohner: überrascht, empört – und nun gut organisiert.

Genehmigung lange vor Veröffentlichung

Denn obwohl die Baugenehmigung für den Solarpark bereits am 18. Juni 2024 erteilt wurde, erfuhren viele Betroffene erst Ende April 2025 von dem Vorhaben. Ein Flugblatt, verteilt in Briefkästen, brachte das Thema erstmals ans Licht. Nur durch Zufall hatte ein Anwohner, der sein Grundstück erweitern wollte, Wind vom Solar-Deal bekommen. Erst daraufhin veröffentlichte die Stadtverwaltung Chemnitz am 8. Mai 2025 eine offizielle Mitteilung im Amtsblatt – wie es die Sächsische Bauordnung verlangt.

Keine Debatte im Stadtrat! Keine Beratung im Bauausschuss! Ist das gelebte Bürgerbeteiligung ????

Empörung und Protest aus der Nachbarschaft

Die Reaktion in Glösa: Empörung. Anwohner gründeten eine Bürgerinitiative, organisierten Proteste und starteten eine Online-Petition, die über 200 Unterschriften sammelte. Vor Ort kamen weitere 100 hinzu. Erste Protestplakate hängen bereits an den Gartenzäunen.

„Nicht gegen Solarenergie, aber gegen Intransparenz“

„Wir sind nicht gegen erneuerbare Energien“, betont Katrin Scherwenk, die Sprecherin der Initiative. „Aber wir wollen gehört werden.“ Die Anwohner kritisieren die fehlende Bürgerbeteiligung. Eine zugesagte Information vom Baubürgermeister sei nie erfolgt.

Direkte Nachbarschaft zum Solarpark sorgt für Unmut

Besonders kritisch sehen viele die Lage des Parks: Er soll direkt hinter den Grundstücken beginnen, nur getrennt durch einen schmalen Weg. Ein hoher Zaun mit Stacheldraht soll das Gelände sichern. Statt Blick auf Rapsfelder droht künftig der Anblick von Solarpaneelen und Sicherheitsanlagen.

Konkrete Sorgen der Anwohner

Die Bürgerinitiative nennt eine Vielzahl von Belastungen, die mit dem Projekt einhergehen würden:

Unzumutbare Beeinträchtigungen der Lebensqualität: Blendwirkung der Solarmodule, Hitzeentwicklung auf den versiegelten Flächen, Elektrosmog sowie dauerhafter Lärm durch Trafostationen.

Gefahr von Überschwemmungen: Die Versiegelung großer Flächen könne bei Starkregen zu unkontrollierbarem Oberflächenwasser führen – mit Risiken für die angrenzenden Wohngebiete.

Zerstörung von Natur und Ackerland: Wertvolle landwirtschaftliche Flächen und natürliche Ökosysteme würden geopfert, was langfristig auch das lokale Mikroklima beeinflussen könne.

Wertverlust von Immobilien: Viele Anwohner befürchten durch das Projekt einen deutlichen Rückgang des Immobilienwerts.

Stadt und Gutachten sehen keinen Konflikt

Die Stadtverwaltung verweise zunächst auf ein Gutachten, in dem von einer „Aufwertung des Landschaftsbildes“ die Rede ist. Außerdem würde eine große Hecke gepflanzt und die Transformatoren seien schallgeschützt. Dazu kämen matte – und damit blendfreie Module zum Einsatz

Rechtliche Lage kaum angreifbar

Rein juristisch hat der Investor aus München offenbar alles richtig gemacht. Solaranlagen entlang von Autobahnen benötigen seit einer Gesetzesänderung keine umfassende Planung mehr. Auch die Zustimmung des Stadtrats ist nicht erforderlich. Ein großer Teil der Anwohner hat dennoch Widerspruch eingelegt – bislang erfolglos.

Forderung nach Baustopp und Dialog

Die Bürgerinitiative will nun juristische Schritte prüfen lassen. Ihre zentrale Forderung: Baustopp und ein Dialog über Alternativen. „So geht man mit Bürgern nicht um“, sagt Scherwenk. Die Hoffnung ist, dass das Projekt noch gestoppt oder zumindest angepasst werden kann.

Zur Petition geht es hier