- Dr. Thomas Grube (links), Leitender Oberarzt der Gefäßchirurgie in der Klinik für Thorax-, Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie, und Dr. Sven Seifert (rechts), Chefarzt der Klinik für Thorax-, Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie, im Hybrid-OP mit dem Stentgraft.
Klinikum Chemnitz: Europaweit erste Herz-OP mit neuer Methode
Manchmal verändert ein winziges Stück Metall die Medizin. In Chemnitz ist genau das geschehen. Ärzte des Klinikums haben europaweit erstmals ein Aneurysma der Brustschlagader mit einem neuartigen ummantelten Stent-System behandelt – dem Tianyi®. Ein Eingriff, der zeigt, dass Innovation auch außerhalb großer Universitätskliniken stattfinden.
Wenn die Hauptschlagader zur Schwachstelle wird
Ein Aneurysma ist eine tückische Ausbuchtung in der Wand der Hauptschlagader, der Aorta. Sie wächst schleichend, bleibt oft unbemerkt – bis sie reißt. Dann wird es lebensgefährlich. Etwa sechs von 100.000 Menschen sind betroffen, zumeist Männer über sechzig. Besonders heikel wird es, wenn auch Seitengefäße in den betroffenen Bereich münden. Dann müssen Ärzte nicht nur die Aorta stabilisieren, sondern auch die Durchblutung anderer Organe sichern.
Der Stent, der alles verändert
Das neu entwickelte Tianyi-System bringt eine entscheidende Neuerung: Es ist kein Einzelanfertigungs-Stent mehr, sondern ein universelles Modell, das während der Operation individuell angepasst werden kann. Früher mussten Kliniken für jeden Patienten Maßarbeit bestellen – ein Vorgang, der Wochen dauerte und sehr teuer war. Jetzt kann der Stent sofort eingesetzt und direkt im Körper präzise zugeschnitten werden.
Die Ärzte setzen dazu über feine Katheter Öffnungen an den Stellen, wo zusätzliche Gefäße abzweigen. So entsteht die perfekte Passform in Echtzeit. Große Schnitte am Brustkorb entfallen, ebenso lange Wartezeiten. Für ältere oder geschwächte Patienten bedeutet das: deutlich weniger Belastung und ein geringeres Risiko.
Ein Eingriff mit Vorbildcharakter
Der erste Patient, ein 81-jähriger Mann, litt unter einem bereits angerissenen Gefäß im Bereich der Hauptschlagader am Abgang der linken Armarterie. Über winzige Zugänge in der Leiste und am Arm setzten die Spezialisten den Stent millimetergenau ein. Nach gut einer Stunde war der Eingriff abgeschlossen und die Hauptschlagader mit einer neuen Auskleidung mit einem Abgang für die Armarterie versehen – ohne Komplikationen.
„Solche Operationen erfordern ein hohes Maß an Erfahrung und ein perfekt eingespieltes Team“, erklärt Dr. Thomas Grube, Leiter der endovaskulären Gefäßchirurgie. Chefarzt Dr. Sven Seifert ergänzt: „Mit diesem System wird die Behandlung von Brust-Aneurysmen deutlich einfacher, schneller und wirtschaftlicher.“
Hightech mit Herz
Durchgeführt wurde die Premiere im modernen Hybrid-OP des Klinikums Chemnitz, wo Röntgentechnik und Chirurgie nahtlos ineinandergreifen. Was hier gelungen ist, geht über eine einzelne Operation hinaus. Es zeigt, dass Spitzenmedizin nicht nur in Berlin oder München entsteht. Auch in Chemnitz wird Zukunft gemacht – konzentriert, präzise und mit Herzblut.
