++ EIL ++
  • Das Projektteam am Fraunhofer IWU, von links nach rechts: M.Eng. Christian Fritsch, Dr.-Ing. Rico Schmerler, Dr.-Ing. Thomas Hipke, M.Sc. David Löffler, Dipl.-Ing. Carsten Lies.

Fraunhofer Chemnitz: Neues Leben für tote E-Auto-Batterien

Zuletzt aktualisiert:

Batterien sind das Herz eines jeden Elektroautos – und doch oft seine größte Schwachstelle. Nach etwa zehn Jahren lässt die Kraft nach, die Kapazität sinkt, und viele Akkus landen auf dem Recyclinghof. Doch was wäre, wenn diese Batterien ein zweites, drittes oder gar viertes Leben führen könnten? In Chemnitz wird genau daran gearbeitet – mit Erfindergeist, Maschinenbaukunst und einem klaren Ziel: Ressourcen schonen und Europas Abhängigkeit verringern.

Chemnitzer Forscher denken Kreislauf neu

China beherrscht derzeit fast 80 Prozent der weltweiten Batterieproduktion – von der Rohstoffgewinnung bis zur Zellfertigung. Europa schaut oft nur zu. Doch Forscher am Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) in Chemnitz wollen das ändern. Dort entwickeln Ingenieure ein Verfahren, mit dem alte Batterien vollautomatisch zerlegt, geprüft und wiederverwendet werden können. Defekte Zellen werden ersetzt, intakte bleiben im System – wie beim Austausch einzelner Organe, um den Körper am Leben zu halten.
„Wir wollen Batterien nicht als Wegwerfprodukt betrachten, sondern als langlebige Ressource“, erklärt Projektleiter Carsten Lies.

Eine Pilotanlage für das zweite Leben

Bis Mitte 2026 soll in Chemnitz eine Pilotanlage entstehen, die diesen Prozess in industriellem Maßstab erprobt. Rund 2,5 Millionen Euro fließen in das Projekt. In der Anlage sollen künftig Batterien aus Elektroautos bis auf Zellebene demontiert werden – präzise, automatisiert und sicher. Das Ziel: Einen Zweitmarkt für Autobatterien schaffen, ähnlich wie bei wiederaufbereiteten Motoren in Gebrauchtwagen. Bis 2030 wird sich die Menge an Altbatterien in der EU voraussichtlich mehr als verzehnfachen. Spätestens dann sind Verfahren unabdingbar, die über das Recycling und Schreddern von Batterien hinausgehen. Eine weitgehend beschädigungsfreie Zerlegung aller Komponenten bis hin zur Zellebene ist Voraussetzung für ein neues Batterieleben dank Austausch defekter oder gealterter Zellen bzw. Module.

Mehr als Recycling – ein Stück Zukunft

Noch sind es kleine Stückzahlen, doch die Idee des Fraunhofer-Instituts hat großes Potenzial. Denn mit der wachsenden Zahl an Elektroautos wird auch die Menge gebrauchter Batterien steigen. Statt sie zu schreddern, könnten sie künftig wieder in Fahrzeuge eingebaut oder als stationäre Speicher genutzt werden. (mit dpa)