- Luchskatze Alva mit einem ihrer beiden Jungtiere
Erster Luchs-Nachwuchs nach 300 Jahren
Zwischen Fichten, Moos und umgestürzten Wurzeln schimmert rötlich geflecktes Fell. Zwei Luchsjunge tapsen durchs Unterholz, die Mutter bleibt wachsam, das Ohr leicht gedreht. Kein Blick in die Kamera – sie wissen gar nicht, dass sie beobachtet werden. Doch das, was die Linse einer Wildkamera hier eingefangen hat, ist ein kleines Wunder: Luchsin Alva ist Mutter geworden. Zum ersten Mal seit fast 300 Jahren hat in Sachsen wieder ein Luchs Nachwuchs.
Ein Stück Wildnis kehrt zurück
Als das Projektteam von RELynx Sachsen die Aufnahmen sichtete, war das Staunen groß. Alva, die im März 2024 aus dem Schweizer Jura im Eibenstocker Forst ausgewildert wurde, hat zwei Junge großgezogen – ein sicheres Zeichen, dass sie im Westerzgebirge ein Zuhause gefunden hat. Der Luchs ist zurück – und mit ihm ein Stück jener stillen Wildnis, die man hier längst verloren glaubte.
Als Vater gilt Chapo, ein junges Männchen aus dem Tiergarten Nürnberg. GPS-Daten zeigten, dass sich beide Luchse im April 2025 für drei Tage gemeinsam im Revier aufhielten – ein spätes, aber folgenreiches Treffen. Dass Chapo erst zwei Jahre alt war, ließ Zweifel aufkommen. Doch Alva und Chapo widerlegten die Statistik auf ihre ganz eigene Weise.
Die Mutter, die den Wald kennt
Alva ist erfahren. Schon in der Schweiz hat sie Junge aufgezogen. Ihre kleinen Gefährten lernen nun, lautlos zu schleichen, Beute zu wittern, Spuren zu lesen. Es ist ein hartes Lehrjahr – nur etwa die Hälfte aller Jungluchse überlebt die ersten zwei Winter.
Das Projektteam begleitet sie weiter – mit Geduld, Kameras und Hoffnung. Vielleicht tappen sie eines Tages wieder in eine Fotofalle. Vielleicht in eine andere Region.
Ein Kreis schließt sich
Dort, wo 1743 der letzte sächsische Luchs erlegt wurde, schreibt Alva Geschichte neu. Leise, entschlossen, unsichtbar für die meisten. Der Wald hat sie aufgenommen – und mit ihr kehrt ein Stück Freiheit zurück.
