- Die Radtour pro Organspende macht am 24. Juli Halt in Chemnitz. 35 Teilnehmer, darunter Transplantierte und Spender, setzen ein Zeichen für mehr Spendenbereitschaft.
Eine Radtour, die Leben retten kann
Die Frau lächelt in die Kamera, streckt den Daumen nach oben – dabei engagiert sie sich für eine Aktion, die betroffen macht. Es ist ein postives Statement, geradlinig und bewegend: Mit der Radtour pro Organspende setzen Menschen mit Spenderorganen, Angehörige und auch Spender ein Zeichen für ein Thema, das so oft verdrängt wird – und doch über Leben und Tod entscheidet.
Seit Sonntag auf Achse
Seit dem 20. Juli rollt die Tour durch Mitteldeutschland. Sie startete in Erfurt, führt über Weimar, Gera, Plauen, Altenburg und Oederan – und endet am 26. Juli in Dresden, wo die Teilnehmer von Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping empfangen werden. Am Donnerstag (24. Juli) macht die Tour Station am Klinikum Chemnitz. Zwischen 13 Uhr und 14:30 Uhr sind die Teilnehmer an der Flemmingstraße.
Schon seit 2007 machen herz-, leber-, lungen- und nierentransplantierte Menschen mit ihrer Radtour pro Organspende auf die geringe Zahl von Organspenden in Deutschland aufmerksam.
Organspende in Deutschland – ein Mangel mit Folgen
Rund 8.575 Menschen standen Ende 2024 auf der bundesweiten Warteliste für ein Spenderorgan. Die meisten von ihnen brauchen eine Niere. Doch die Spenderzahlen bleiben niedrig. Im Durchschnitt sterben täglich drei Menschen, weil kein passendes Organ zur Verfügung steht. Deutschland kommt auf etwa elf Spender pro Million Einwohner – Spanien auf über 43.
Zahlen, die zu denken geben
Im Jahr 2024 gab es in der Region Ost insgesamt 130 Organspenderinnen und Organspender (2023: 126). Es konnten 343 Organe für die Transplantation entnommen werden (2023: 351). Über 900 Menschen aus der Region standen Ende 2024 auf der Warteliste für eine Transplantation.
Und wie ist die Lage am Klinikum Chemnitz? Claudia Dietz, Leiterin Konzernkommunikation & Marketing, sagt:
„Wir haben am Klinikum Chemnitz in diesem Jahr vier Organspenden verzeichnet, zwölf hätten es sein können. Wir haben also ca. ein Drittel Zustimmungen und zwei Drittel Ablehnungen. Im vergangenen Jahr hatten wir acht Organspender bei 23 Hirntoddiagnostiken – also in etwa dasselbe Verhältnis. Es ist uns eminent wichtig, auf die Dringlichkeit von Organspenden aufmerksam zu machen.“
Entscheidung oder Widerspruch?
Im Dezember 2024 kam die Debatte über die sogenannte Widerspruchsregelung im Bundestag auf die Tagesordnung. Sie sieht vor, dass jeder automatisch als Spender gilt – es sei denn, er widerspricht. Noch gilt die Entscheidungslösung: Ohne aktive Zustimmung keine Entnahme. Auf eine Änderung konnten sich die Politiker nicht einigen.
Die im europäischen Vergleich seltene deutsche Rechtslage - man muss sich aktiv zum Organspender erklären - hat dazu geführt, dass die Zahl der Spender einen dramatischen Tiefstand erreicht hat.
Ein Tritt in die Pedale – ein Schritt ins Leben
Die Radtour macht deutlich: Organspende ist mehr als eine medizinische Entscheidung. Es ist ein gesellschaftliches Thema – und oft eine Frage des Gesprächs in der Familie. Wer sich entscheidet, kann Leben schenken. Vielleicht sogar mehr als eins.
